*** Ein Impuls von Alexander Nchuchuma Riechers ***

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Der Krieg in der Ukraine ist nicht nur ein Angriff auf die Freiheit, er ist ebenso ein Angriff auf unser Nervensystem. Denn, die Nerven liegen jetzt vielerorts völlig und verständlich blank.

Nach zwei Jahren Pandemie erfasst uns nun ein brutaler Krieg in Europa. Die Moderne wird schlagartig mit der entfesselten Realität des Bösen konfrontiert und damit emotional weit überfordert. Denn das nicht mehr für möglich Gehaltene, erschüttert nicht nur die Grundwerte freiheitlicher Demokratien, sondern auch direkt das persönliche und familiäre Unbewusste eines ganzen Kontinents. Erinnerungen und Traumata, die bis heute seelisch kaum verarbeitet werden konnten, werden schlagartig an die Oberfläche katapultiert: die Schrecken des zweiten Weltkrieges und seiner Folgen – Hunger, Vertreibung, Entwurzelung, Terror durch Besatzung bis hin in die unwirklichen Zeiten des Kalten Krieges, der die Welt beständig am Abgrund hielt.

Ganz normal – Unser Nervensystem will uns schützen

All das kommt jetzt wieder hoch und ist zu viel, kann nicht mehr weggedrückt oder ausgeblendet werden. Das Bewusstsein kommt an seine Grenzen und geht in die Knie: Denn aus der Perspektive des autonomen Nervensystems sollen wir jetzt nicht mehr denken, sondern nur noch überleben. Auch wenn das für unseren mächtigen Geist schwer zu akzeptieren ist, sind unsere unbewussten Systeme bereits darauf eingestellt: Flucht, Kampf, oder wenn beides nicht möglich ist, Erstarren. Das archaische System übernimmt in diesen Tagen und steuert daher auch das Bewusstsein – in Konzentrationsstörungen, innere Überflutung, Wut, Gereiztheit, gemischt mit Gefühlen von Sinnlosigkeit, Traurigkeit und Ohnmacht. Und da diese Gefühle allesamt schwer zu ertragen sind, fühlen wir häufig auch wenig bis gar nichts mehr. Auch das ist völlig normal und eine Schutzmaßnahme des autonomen Nervensystems gegen drohende Schläge des Lebens.

Ganz bewusst – Mit Feingespür gegen die Verrohung

Für die Verteidigung unserer Werte brauchen wir jetzt jedoch mehr denn je einen klaren Kopf und ein feines Gespür: als maßvolle Abwägung, kluge Taktik, Mitgefühl und standhaften Mut. Qualitäten, die sich allesamt selbstbewusst dem brachial verrohten Kriegsgeist entgegenstellen. Es geht nun gerade darum, nicht in die archaische Falle zu tappen und blind zu reagieren, sondern umsichtig zu bleiben, um Kurzschlusshandlungen zu vermeiden. Für den Frieden brauchen wir starke Nerven. Und das gelingt nur mit, nicht gegen unser Nervensystem.

Zusammen stark – Mit Achtsamkeit und Mut den Frieden stiften

Dafür gibt es erstaunlich einfache und bewährte Strategien. Zum einen: Weniger ist mehr! Denn wir sind aktuell am Limit und daher schnell überflutet. So passieren Fehler und noch mehr Druck baut sich auf. Der bewusste Verzicht auf unnötige Aufgaben wirkt entlastend und führt direkt zum nächsten Ansatz: In der Ruhe liegt die Kraft!Denn Konflikte haben eine hohe Geschwindigkeit. Die Ereignisse überschlagen sich, ebenso wie unsere nervlichen Reaktionen darauf. Um inneren Stress vorzubeugen und im Gefühl zu bleiben, hilft Entschleunigung und Reizreduzierung. Sich bewusst Zeit nehmen, bewusst und ruhig atmen, die Muskulatur entspannen, Lärm reduzieren, weniger Handy und TV sind jetzt Balsam für unsere Seele. Daneben gilt wie in jeder Krise: Reden hilft! Denn Mut entsteht im Dialog. Belastende Dinge sollen im vertrauten Kreis ausgesprochen werden, um sich nicht festzusetzen. Unsere Stärke zeigt sich jetzt in Gemeinschaft, in den Familien, mit Freunden, Nachbarn und Kollegen. Geben wir also mehr denn je aufeinander acht. Daraus kann großer Frieden entstehen!

Über den Autor:

Alexander Nchuchuma Riechers, M.A. der Philosophie, Coach und Autor für Persönlichkeitsentwicklung. Im Zentrum seiner Arbeit steht die Systemik der Inneren Gestalten – ein Ansatz, der mit innovativen Methoden direkt im Unbewussten arbeitet. Sein Ziel: frei fließende vitale Kraft.

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